Kinderängste begleiten

4 Sichere Bindung hilft Kindern gegen die Angst Eltern und Bezugspersonen können viel dazu beitragen, dass Kinder besser mit ihren Ängsten umgehen können. Die Kinder- und Jugendpsychologin Silke Schurig, Familienpunkt Seeland, stellt das Konzept der sicheren Bindung vor. Frau Schurig, was versteht man unter sicherer Bindung? Ein Kind ist abhängig von der Nähe und Zuwendung vertrauter Personen. Es bindet sich an seine Eltern und Bezugspersonen – ungeachtet, ob diese liebevoll oder weniger verständnisvoll sind. Erwachsene, die das kindliche Bedürfnis nach Geborgen- heit und Zugehörigkeit befriedigen, fördern eine sichere Bindung. Diese bietet Kindern psychischen Schutz und sie ist ein gutes Fundament für die Persönlichkeitsentwicklung. Eine sichere Bindung hilft Kindern, besser mit den alltäglichen Herausforderungen umzugehen. Warum ist eine sichere Bindung gerade im Umgang mit Kinderängsten wichtig? Ängste gehören zur kindlichen Entwicklung. Jeder Entwicklungsschritt ist verbunden mit Ängsten, vom Fremdeln im Babyalter bis hin zu Ängsten von Teenagern, nicht akzeptiert zu werden. Ängste wirken auf Kinder zunächst unkontrollierbar. In den ersten Lebensjahren sind Kinder nicht in der Lage, Gefühle der Angst einzuordnen und selbst Lösungsstrategien zu entwickeln. Es ist für ein Kind wichtig, die passende Unterstützung von seinen Bezugspersonen zu bekommen. Sicher gebundene Kinder sind im Allgemeinen weniger ängstlich und haben mehr Ressourcen, auf «Entdeckungsreise» zu gehen – mit ihren Bezugspersonen im Hintergrund. Was stärkt die sichere Bindung des Kinds? Was behindert sie? Eine sichere Bindung wird gefördert, wenn Bezugspersonen zuverlässig und feinfühlig auf die Bedürfnisse des Kinds reagieren. Unter feinfühlig versteht man die Fähigkeit, das aktuelle Bedürfnis des Kinds zu erkennen und gemeinsam mit ihm Bewältigungsstrategien zu finden. Es gilt, die Emotionen des Kinds ernst zu nehmen und es zu unterstützen, auch im Umgang mit Frustrationen. Dadurch lernt das Kind, dass seine Gefühle nichts Schlechtes sind und dass es Möglichkeiten gibt, die Emotionen zu regulieren. Für den Umgang mit Kinderängsten ist aber auch wichtig, dass die Erwachsenen dem Kind vertrauen und es ausprobieren lassen. Eigene Lernerfahrungen zu machen, stärkt das Selbstbewusstsein und das Gefühl der Selbstwirksamkeit und bereitet das Kind auf weitere Entwicklungsschritte vor. Diese gelingen Kindern mit einem «sicheren Hafen» deutlich besser. Eine psychische Erkrankung eines Elternteils oder ständiger Stress in der Familie hingegen wirken sich negativ auf die Bindung aus, da die Eltern unter diesen Bedingungen oft nicht in der Lage

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